Literarischer Gottesdienst Krabat

Literarischer Gottesdienst zu dem Buch “Krabat” von Otfried Preußler am 13.9.09

Glockenläuten

–  Orgel:   Improvisation  über  EG  105:

„Erstanden ist der heilig Christ, Halleluja, der aller Welt ein Tröster ist. Halleluja.“

Gottesdiensteröffnung

Begrüßung:

Liebe …

Ich freue mich sehr, nach über einem Jahr wieder einmal hier  am Sonntag morgen mit Ihnen zusammen einen Gottesdienst in Friedenskirche feiern zu können, zumal das heute  ein ganz besonderer Gottesdienst ist:

Ein literarischer Gottesdienst zum Buch „Krabat“ von Otfried Preußler. Zudem werden wir heute in diesem Gottesdienst in besonderer Weise ehren und danken für längjährige ehrenamtliche Tätigkeit in der evangelischen Gemeindebücherei:

Frau Ursula Schlauss:  Mit Ursula Schlauss feiern wir heute das 30jährige Dienstjubiläum als Büchereileiterin,

Frau Christa Schäfer für 13 Jahre ehrenamtliche Büchereimitarbeit, Frau Helga Humbsch für 5 Jahre ehrenamtliche Büchereimitarbeit.

Ehrung und Dank werden im Zusammenhang mit den Abkündigungen noch besonders ausführlich hervorgehoben.

Ein Wort zu den Liedern, Lesungen, und zum thematisch-inhaltlichen  Aufbau des Gottesdienstes:

In dem Buch Krabat erzählt Otfried Preußler, wie der junge Krabat in die todbringenden Mächte magischer Finsternis gerät. Er und seine Freunde sind dem magischen Bann verfallen, der jedes Jahr zu Ostern ein Todesopfer unter ihnen fordert. Krabat und seine Freunde können diesem Bann nur durch zwei wichtige Faktoren entkommen:

Einmal durch die Liebe eines Mädchens. Sie heißt in diesem Buch Kantorka, was so viel bedeutet wie „Vorsängerin“ . Was die Kantorka vorsingt,  das Osterlied: ´Erstanden ist der heilig Christ´ dessen Melodie wir schon als Orgelvorspiel gehört haben und das wir nachher  miteinander singen werden.

Die Osterbotschaft,   –   die Botschaft vom Leben, das Gott schenkt und das den Tod überwindet, ist der dabei der zweite entscheidende Faktor, der den teuflischen Bann lösen kann.

Alle Lieder, Lesungen, Gebete, und die Textproben aus den Buch
sind aufeinander und auf dieses Thema abgestimmt.

Thematisch-inhaltliche Einführung in  „KRABAT“

„Komm nach Schwarzkollm, in die Mühle, es wird nicht zu deinem Schaden sein!“ Immer wieder hört Krabat, ein 14 jähriger Waisenjunge, im Traum diese Worte. Und neugierig macht er sich auf den Weg. Es scheint ein großes Geheimnis um diese Mühle im Kosselbruch zu geben und Geheimnisvolles geschieht auch, sobald Krabat dort eintrifft, um sich als Lehrling zu verdingen.Krabat findet schnell heraus, dass sein Meister auch ein Meister der Magie ist. Genau wie die anderen Burschen lernt Krabat das Müller-Handwerk und verzaubert als Rabe auch die Zaubersprüche . Die Lehrzeit ist hart für Krabat und es passieren viele Sachen auf der Mühle, die er sich nicht erklären kann. In der Osternacht sieht Krabat zum ersten Mal die Kantorka, die Vorsängerin der Ostergesänge, und er verliebt sich sofort in dieses Mädchen. Einige seiner Mitgesellen allerdings warnen ihn, dass diese Liebe für das Mädchen wie für Krabat sehr gefährlich werden kann.
Bereits im 2. Lehrjahr wird Krabat Geselle und wiederum in der Osternacht hört Krabat den Gesang der Kantorka. Er möchte dieses Mädchen unbedingt kennen lernen, weiß allerdings noch nicht wie er das machen kann, ohne sie zu gefährden.
Im dritten Lehrjahr beginnt Krabat viele Zusammenhänge auf der Mühle zu durchschauen. Er findet heraus, dass sein Meiser einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat. Der Meister bekommt Macht und Einfluss und jedes Jahr ein neues Lebensjahr, wenn ein Geselle an seiner Statt stirbt. Nun fängt Krabat an, seinen Widerstand zu planen. Der Meister spürt die Bedrohung und versucht ihn einzuschüchtern. Aber Krabat lässt sich auf nichts ein und als schließlich die Kantorka die Probe besteht, ist das das Ende des Meisters und der Mühle.

Lied:

„Liebe, die du mich zum Bilde deiner Gottheit hast gemacht …“

EG  401,  1 – 4

Psalm 69:

EG  732.2

Barmherziger Gott! Auch heute geraten junge Menschen in den Bann schwarzer magischer Kräfte in Satanskulten, die für sie gefährlich sein können. Hilf du ihnen da heraus. Stärke sie und uns selbst durch den Glauben an die Kraft der Auferstehung. Erbarme dich über uns!

Gemeinde:   KYRIE

„Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte und Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiger, weder Hohes noch Tiefes noch einen andere Kreatur uns schieden kann von der Liebe Gottes die in Jesus Christus ist, unserem Herrn.(Röm 8,38)

Darum singen wir:  Ehre sei Gott in der Höhe!“

Gemeinde:   GLORIA

„Der Herr sei mit Euch“   –   Gemeinde:   und mit deinem Geist!“

Tagesgebet:

Unser Gott! Du hast durch die Auferstehung Jesu Christi die Mächte des Todes und der Finsternis überwunden. Wir danken dir,  – loben und  preisen dich dafür. Wir sehen aber auch die Gefahren und negativen Einflüsse, denen jungen Menschen und auch Erwachsene in unserer heutigen Zeit ausgesetzt sind. Manches ist rational nicht erklärbar, bleibt dunkel und rätselhaft. Mache uns, unsere Kinder und Jugendlichen stark durch einen festen Glauben und durch das Vertrauen auf Dich, unsern Gott,  –  der du mit Jesus Christus und dem heiligen Geist uns lenkst und leitest durch alle Krisen und Gefährdungen hindurch, heute, morgen und in Ewigkeit.

Gemeinde:   Amen.

Lesung des Evangeliums:   Matthäus  4, 1 – 11

Halleluja-Vers    –    Gemeinde singt Halleluja.

Apostolisches Glaubensbekenntnis

Lied:  112, 1, 3, 4  „Auf, auf mein Herz mit Freuden ….“

Die Gnade unseres Gottes und die Liebe Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen

Wir hören Worte des Apostels Paulus zur Predigt, aus dem Brief an die Gemeinde in Korinth, Kapitel 15,  20  – 22,  26. 28

Liebe Freunde und Freundinnen, liebe Schwestern und Brüder!

Wir danken Frau Schlauß, Frau Schäfer, Frau Humbsch und allen Mitarbeiterinnen in der Gemeindebücherei vielmals und herzlich, weil sie uns, die Gemeinde, heranführen an die Literatur und so auch diesen besonderen literarischen Gottesdienst ermöglichen. Dank auch, weil sie uns über die Literatur von Otfried Preußler mit einem wichtigen Thema konfrontieren, das in diesem Buch „Krabat“ behandelt und spannend erzählt wird.

Es geht  um die Macht , die Kraft des Bösen, des Finsteren und Unheimlichen,   –   der schwarzen, todbringenden Magie und um ihre Überwindung.

In der Bibel kommt dieses Thema an vielen Stellen vor. Eine der bekanntesten im Alten Testament:  die Erzählung von Hiob. Mit der Zustimmung und Erlaubnis von Gott wird Hiob auf furchtbare und grausame Art und Weise von Satan auf die Probe gestellt.

Wir haben die Lesung des Evangeliums gehört:  Jesus wird während seines vierzigtägigen Fastens in der Wüste vom Teufel dreimal in Versuchung geführt. Aber Jesus widersteht dem Versucher dreimal und überwindet ihn durch seinen Widerstand. Am Schluss dieser
Geschichte heißt es dann:  „Und siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm.“ (Matth. 4, 11)

Darauf kommt es wohl an:   dem Bösen Widerstand leisten. Sich nicht darauf einlassen.  Das Böse überwinden. Aber wie???

Der junge Krabat kann dem Bösen zunächst nicht widerstehen. Gewiss, aus äußerer Not und bitterer Armut  –  er hat kein zu Hause – , so gerät er überhaupt in diese verwunschene Mühle. Er lässt er sich zunächst darauf ein, gerät in die Fänge des Müllermeisters, der nicht nur ein Müllermeister, sondern ein Meister schwarzer Magie ist.

Er merkt bald: Ich komme da nicht mehr heraus. Im Gegenteil:  jedes Jahr muss einer von uns 11 Müllerburschen sterben und irgendwann trifft es dann auch mich und vielleicht auch das Mädchen, das ich hoffentlich mal kennen lernen werde.

1. Lesung

Der Meister verlangte, dass alle Müllerburschen die Osternacht unter freiem Himmel verbringen mussten, je 2 mit einander an einer Stelle, wo jemand gewaltsam zu Tode gekommen war. Er zählte sie aus und so kam es , dass Krabat mit dem Altgesellen Tonda die Nacht zusammen verbrachte.

Seit dem Gründonnerstag waren die Glocken verstummt gewesen; jetzt um die Mitte der Osternacht, fingen sie allerorten wieder zu tönen an. Von den benachbarten Kirchdörfern klang ihr Geläut nach Schwarzkollm herüber.

Fast zugleich mit den fernen Glocken hob eine Mädchenstimme zu singen an, jubelnd sang sie ein altes Osterlied. Krabat kannte es, hatte es selber als Kind in der Kirche mitgesungen; aber es war ihm, als hörte er’s heute zum ersten Mal.

„Erstanden ist

Der heilig Christ,

Halleluja,

Halleluja.

Nun fiel eine Gruppe von zwölf oder fünfzehn weiteren Mädchen ein, die sangen die Strophe im Chor zu Ende. Krabat kannte das von daheim. In der Osternacht pflegten die Mädchen auch dort singend die Dorfstraße auf und ab zu ziehen, von Mitternacht bis zum Morgengrauen.

Kantorka, mit der schönsten und reinsten Stimme von allen, ging in der ersten Reihe und durfte vorsingen –  sie allein.

„Ich hatte ein Mädchen lieb“ sagte der Altgesell. „Worschula war ihr Name. Nun liegt sie seit einen halben Jahr auf dem Friedhof von Seidewinkel. Ich habe ihr kein Glück gebracht.-  Du musst wissen, dass keiner von uns auf der Mühle den Mädchen Glück bringt. Ich weiß nicht, woran das liegt und ich will dir auch keine Angst machen, Solltest du aber jemals ein Mädchen lieb haben, Krabat, dann lass dir’s nicht anmerken. Sorge dafür, dass der Meister es nicht erfährt- und auch Lyschko nicht, der ihm alles zuträgt.

So kommt Krabat auf die Spur, die Rettung und Befreiung aus den Klauen des Bösen bringen sollte. Es ist ein Osterlied, das ihn aufhorchen lässt,    –   ein Lied, das auch in unserem Gesangbuch steht, und dessen Melodie wir schon zu beginn als Orgelvorspiel gehört haben und das wir nachher gemeinsam singen werden:

„Erstanden ist der heilig Christ, Halleluja …“

Wir singen in diesem Gottesdienst deswegen bis auf das erste Lied nur Osterlieder   –   Lieder, die erfüllt sind von der Freude darüber, dass das Leben, von Gott wieder geschenkt, stärker ist als alle Mächte des Todes.

Beides, das Osterlied und die Erscheinung der Kantorka faszinieren ihn so sehr, dass ihn das gehörte Lied die Erscheinung dieses Mädchens nicht mehr loslassen.

2. Lesung

Die Osternacht im 2. Lehrjahr verbringt Krabat mit dem Lehrjungen Lobosch.

Gegen Mitternacht setzte leichter Regen ein. Lobosch zog sich die Decke über den Kopf.

„Tu das nicht“ sagte Krabat. „ Dann wirst du die Glocken nicht hören können und den Gesang im Dorf.“

Wenig später vernahmen sie, wie in der Ferne die Osterglocken zu läuten anhoben und sie hörten die Stimme der Kantorka von Schwarzkollm herüber: die Stimme der Kantorka und, im Wechsel mit ihr, die anderen Mädchen.

Die Mädchen sangen, die Glocken läuteten. Für Krabat gab es zu dieser Stunde weder Regen, noch Wind, weder Wärme noch Kälte, kein Licht und kein Dunkel. Für ihn gab es nur die Kantorka jetzt, ihre Stimme – und die Erinnerung daran, wie ihre Augen geleuchtet hatten im Schein der Osterkerze.

Hatte der Meister sie nicht die Kunst gelehrt, in Gedanken zu einem anderen Menschen zu sprechen, „ dass er die Worte hören kann und versteht, als kämen sie aus ihm selbst“?

Gegen Morgen sprach Krabat die neue Formel. Er richtete alle Kraft, die in seinem Herzen war, auf die Kantorka: bis er zu spüren glaubte, nun habe er sie erreicht – und da sprach er zu ihr.

„Es bittet dich jemand, Kantorka, dass du ihn anhörst. Du kennst ihn nicht, er aber kennt dich seit langem. Wenn du an diesem Morgen das Osterwasser geschöpft hast, dann richte es auf dem Heinweg ein, dass du hinter den anderen Mädchen zurückbleibst. Allein musst du gehen mit deinem Wasserkrug, weil Jemand dich treffen will – und er mag nicht, dass es vor aller Augen geschieht, weil es nur dich etwas angeht und ihn und sonst niemanden auf der Welt“

Dreimal beschwor er sie, stets mit den gleichen Worten.

Nicht lange, da kamen die Mädchen mit ihren Wasserkrügen und zogen in langer Reihe an ihm vorüber. Die Kantorka, Krabat sah es, war nicht dabei. Sie hatte ihn also gehört und sie hatte verstanden, worum er sie aus der Ferne gebeten hatte.

Als dann die Mädchen verschwunden waren, sah er sie kommen. Allein kam sie, fest in ihr wollenes Umtuch gehüllt. Da trat er hervor und ging auf sie zu.

Ich bin Krabat“ ein Mühlknappe aus dem Koselbruch“ sagte er „ Fürchte dich nicht vor mir“

Die Kantorka blicke ihm ins Gesicht, ganz ruhig, als habe sie ihn erwartet.

„Ich kenne dich“ sagte sie, „denn ich habe von dir geträumt. Von dir und von einem Menschen, der Böses mit dir im Sinn hatte – aber wir haben uns nicht geschert um ihn, du und ich. Seither hab ich darauf gewartet, dass ich dich treffen würde: und jetzt bist du also da.“

„Ich bin da“, sagte Krabat. „Aber ich kann nicht lang bleiben- sie warten auf mich in der Mühle.“

„Auch ich muss nach Hause“, sagte die Kantorka. „Ob wir uns wiedersehen?“

Dann tauchte sie einen Zipfel des Umtuches in den Krug mit dem Osterwasser- und ohne eine Wort zu sagen, wischte sie Krabat den Drudenfuß von der Stirn;: sachte und ohne Eile, wie selbstverständlich.

Da war es dem Burschen, als habe sie einen Makel von ihm genommen. Und Krabat war ihr unendlich dankbar: Dass es sie gab und dass sie ihm gegenüberstand und ihn anblickte.

Im Traum hatte Krabat den Meister überwunden, er nahm es als gutes Omen. Von jetzt an war er sich seiner Sache vollkommen sicher. Die Tage des Meisters, das glaubte er nun zu wissen, waren gezählt. Er, Krabat, würde dem Treiben des Müllers ein Ende setzen: Ihm war es bestimmt seine Macht zu brechen.

Erinnern wir uns an das Evangelium, das wir heute gehört haben:

Jesus geht in die Wüste, und fastet dort 40 Tage lang. In dieser Zeit wird er dreimal vom Teufel in Versuchung geführt. Jesus kann dem Versucher Widerstand leisten,  –   und am Schluss heißt es:

„da verließ ihn der Teufel und .. da traten Engel zu ihm und dienten ihm.“  (Matth. 4, 11).

Auch Krabat entwickelt wachsende Widerstandskraft gegen das Böse. Es ist, als ob die Worte des Apostels Paulus, die wir als Predigttext gehört haben, in ihm heranreifen, ihn innerlich stärken und kräftigen,   –   die Worte:  „nun aber ist Christus auferstanden von den Toten  …  wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden. …   Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus.“ (1.Kor. 15, 20.57)

Von dieser inneren Kraft, dem Glauben an die Auferstehung erfüllt, verbündet sich Krabat  mit Juro, seinem engsten Freund in der Mühle und mit der Kantorka. Er zieht sie beide ins Vertrauen in seinem Kampf gegen  das Böse   –   und mit Hilfe der Kantorka gewinnt er diesen Kampf:

3. Lesung

Gegen Abend, es wollte schon dunkeln, fand sich die Kantorka auf der Mühle ein, in der Abendmahlstracht mit dem weißen Stirnband. Sie verlange den Müller zu sprechen.

„Der Müller bin ich“.

Die Burschen beiseite schiebend, trat ihr der Meiser entgegen, in schwarzem Mantel und Dreispitz, bleich im Gesicht, wie mit Kalk bestrichen.

„Was willst du?“

Die Kantorka blickte furchtlos an.

„Gib mir“, begehrte sie , „meinen Burschen heraus“.

„Deinen Burschen?“ Der Müller lachte. Es hörte sich an wie ein böses Meckern, eine Bocksgelächter. „Ich kenne ihn nicht“

„Es ist Krabat“, sagte die Kantorka, „den ich lieb habe“

„Krabat?“ Der Meister versuche sie einzuschüchtern. „Kennst du ihn überhaupt?. Bist du fähig ihn unter den Burschen herauszufinden?“

„Ich kenne ihn“ sagte die Kantorka.

„Das kann jede sagen!“

Der Meister wandte sich den Gesellen zu.

„Geht in die Schwarze Kammer und stellt euch in einer Reihe auf, nebeneinander und rührt euch nicht!“

Krabat erwartete, dass sie sich nun in Raben verwandeln müssten.

„Bleibt, wo Ihr seid- und dass keiner mir einen Mucks macht! Auch du nicht, Krabat! Beim ersten Laut, den ich von dir höre, stirbt sie!“

Der Meister zog aus der Manteltasche ein schwarzes Tuch, das band er der Kantorka vor die Augen, dann führte er sie herein.

„Wenn du mir deinen Burschen zeigen kannst, darfst du ihn mitnehmen.“

Krabat erschrak, damit hatte er nicht gerechnet. Wie sollte er nun dem Mädchen helfen?

Die Kantorka schritt die Reihe der Burschen ab, einmal und zweimal. Krabat vermochte sich kaum auf den Beinen zu halten. Sein Leben, das spürte er, war verwirkt. Und das Leben der Kantorka.

Angst übermannte ihn – Angst, wie er nie zuvor sie gespürt hatte.

„Ich bin schuld, dass sie sterben muss“, ging es ihm durch den Kopf. „ Ich bin schuld daran…“

Da geschah es.

Die Kantorka, dreimal war sie die Reihe der Burschen entlang geschritten, streckte die Hand aus und zeigte auf Krabat.

„Der ist es“, sagte sie.

„Bist du sicher?“

„Ja.“

Damit war alles entschieden.

Sie knüpfte das Tuch von den Augen, dann trat sie auf Krabat zu.

„Du bist frei“

Der Meister taumelte gegen die Wand zurück. Die Burschen standen an ihren Plätzen, zu Eis erstarrt.

Der Meister, sie wussten es alle, würde den Neujahrstag nicht erleben., Um Mitternacht musste er sterben, dann würde die Mühle in Flammen aufgehen.

Krabat war wie versteinert. Da legte die Kantorka ihm den Arm um die Schulter und hüllte ihn in ihr wollenes Umtuch ein. Warm war es, weich und warm, wie ein Schutzmantel.

„Wie hast du mich“, fragte er, als sie die Lichter des Dorfes aufblinken sahen, wie hast du mich unter den Mitgesellen herausgefunden?“

„Ich habe gespürt, dass du Angst hattest“ sagte sie, „Angst um mich: Daran habe ich dich erkannt.“

Es ist die Kraft der Liebe eines Mädchens, das selber erfüllt ist von der Botschaft des Osterfestes,   –   diese Kraft der Liebe bricht den Bann und überwindet das Böse. In dieser Kraft der Liebe spürt die Kantorka im entscheidenden Augenblick, als sie den verwandelten Krabat erkennen muss:  die Angst, von der Krabat erfüllt ist,  –  die Angst um das Leben seiner geliebten Kantorka:  „ich habe gespürt, dass du Angst hattest“, sagte sie, “Angst um mich:  daran habe ich dich erkannt.“

So können wir schließlich einstimmen in den Ausruf des Apostels Paulus:  „Gott sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus“.

Abgewandelt auf diese Geschichte könnten wir auch sagen:  „Gott aber sei Dank, der Krabat und Kantorka den Sieg gibt durch ihre Widerstandskraft gegen das Böse.“

Ihre Widerstandskraft und die Kraft ihrer Liebe finden beide in dem Glauben an die Osterbotschaft:  „Erstanden ist der heilig Christ. Halleluja“.

Liebe Gemeinde, ist das nun nur eine Geschichte aus vergangenen Zeiten, die mit uns modernen Menschen  nichts mehr zu tun hat?   –   etwas, was durch unsere aufgeklärte, wissenschaftlich-rationale Zeit überwunden ist?   Was geht uns Menschen von heute diese Geschichte an?

Manchmal ist es ja so, dass Literatur Zugänge zu bereichen wahrnimmt und beschreibt, die wir in unserer heutigen schnelllebigen Zeit gerne verdrängen. Otfried Preußler schrieb sein Buch „Krabat“ im Jahr 1971   –   eine Zeit, in der moderne wissenschaftlich Erkenntnis durchaus nicht fremd war.

Erst in den Jahren danach entstanden die Harry-Potter-Bücher,  in der Thematik dem Buch Krabat durchaus verwandt.  Denn auch in den Harry Potter-Büchern ist dies das Thema: Harry Potter kämpft andauernd gegen finstere, böse, unheimliche Mächte. Allerdings fehlt in den Harry-Potter-Büchern der Bezug zum Osterglauben.

Es ist also doch wohl vorschnell geurteilt, wenn wir sagen:  mit uns hat das in unserer Wirklichkeit nichts zu tun.

Ich möchte in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass es unter Jugendlichen unserer Zeit, gewiss nur unter einer kleinen extremen Gruppe, ein Wiederaufleben satanischer Kulte gibt, mit einer deutlichen antichristlichen, atheistischen Tendenz, und Praktiken, die aus meiner Sicht widerlich und gefährlich sind.

Ich möchte auch daran erinnern, dass es immer wieder dämonische Gestalten gegeben hat und gibt, die die Welt und viele, viele Menschen ins Unglück gestürzt haben auf eine so unmenschliche, barbarische Art und Weise, dass dies rational letztlich nicht aufzuklären ist:

entsetzliches Beispiel aus unserer deutschen Geschichte:

Adolf Hitler und all das, was durch diese Person angerichtete wurde. Es gibt viele anderer Beispiele solcher unmenschlicher Gestalten, die, wenn sie an die Macht kommen, grausame Unmenschlichkeiten begehen.

Da erhebt sich schon die Frage:

Warum lässt Gott diese Gestalten gewähren,   –   warum lässt Gott Verletzung der Menschrechte, Folter, Unmenschlichkeiten geschehen?

Ich habe auf diese Warum-Fragen keine Antwort.

Wohl aber kann ich aus einem Buch wie „Krabat“ lernen:

Es kommt darauf an, dem Bösen Widerstand zu leisten. Es kommt darauf an, dem Bösen die Kraft der Liebe entgegen zu setzten.

Es kommt darauf an, die Kraft dazu in der Quelle zu finden, in der Krabat und Kantorka sie gefunden haben: in dem Glauben an die Auferstehung Jesu Christi.

Und es kommt darauf an, die Hoffnung zu behalten, dass Gott trotz allem den Sieg über alles Böse schenkt.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus, Amen.

Meditative Orgelmusik

Abkündigungen

Lied:  Erstanden ist der heilig Christ, Halleluja   EG  105,  1, 3, 16, 17.

Dank und Ehrung

Liebe Frau Schlauss, liebe Frau Schäfer, liebe Frau Humbsch,

sehr geehrte Mitarbeitrinnen der Gemeindebücherei, liebe Gemeinde!

Von den dreißig Jahren, die Sie, liebe Frau Schlauss als Leiterin der Gemeindebücherei ehrenamtlich in unserer Gemeinde gearbeitet haben, habe ich selber 29 Jahre miterleben dürfen und Sie in Ihrer erfolgreichen Tätigkeit begleiten dürfen.

Ich habe in dieser Zeit miterleben können, wie Sie unsere Gemeindebücherei  zu einer der erfolgreichsten Gemeindebüchereien im ganzen Kirchenkreis Koblenz aufgebaut haben.

Sie haben die Gemeindebücherei auf einen attraktiven Bestand an Büchern und anderen Medien, besonders auch für Kinder und Jugendliche gebracht. Sie haben immer auch die Zusammenarbeit mit den Schulen gesucht. Sie haben die Lesebereitschaft und Lesefähigkeit von Kindern und Jugendlichen gefördert, zuletzt durch den außerordentlich erfolgreichen Lesesommer in diesem Jahr.

Sie haben interessante Autoren zu Lesungen aus den verschiedensten Bereichen des literarischen Schaffens eingeladen, zu denen viele Menschen gerne als Zuhörer kamen.

Sie haben die Gemeindebücherei zu einer Einrichtung in der evangelischen Kirchengemeinde Remagen-Sinzig gemacht, die wahrlich ein echtes Ruhmesblatt für diese unsere Gemeinde darstellt.  Die evangelische Gemeinde Remagen-Sinzig kann sich glücklich schätzen, solche eine gute, sinnvolle, vorbildlich geführte Einrichtung als wichtigen Teil ihrer Gemeindearbeit  zu haben.  Dies ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.

Mit Ihnen, liebe Frau Schlauss, hat natürlich das ganze Büchereiteam einen großen Anteil an dieser Erfolgsgeschichte.

So danken und ehren wir heute mit Ihnen Frau Christa Schäfer für 13 Jahre ehrenamtliche Mitarbeit  und

Frau Helga Humbsch für 5 Jahre ehrenamtliche Mitarbeit in der Gemeindebücherei.

Wir danken Ihnen und wünschen Ihnen alles Gute und Gottes Segen und auch, daß Sie unserer Kirchengemeinde über diese Zeit hinaus verbunden bleiben,  –  Sie, liebe Frau Humbsch, nach ihrem Wegzug dann auch aus der Ferne.

Frau Sabine Schwarz wird Ihnen nun im Namen des Presbyteriums als Zeichen des Dankes einen Blumengruß überreichen.

Lied:  Er ist erstanden. Halleluja.   EG   116,  1 + 4 + 5

Fürbitten:

Pfarrer:

Unser Gott, wir sagen Dir Dank, dass sich so viel Menschen in unserer Gemeinde bereit finden,  verschiedenste Aufgaben zu übernehmen. Der ehrenamtliche Dienst in der Gemeindebücherei ist ein Dienst an der Bildung der Gemeindeglieder, auch an den Kindern und Jugendlichen, ein Dienst an ihre Lesefähigkeit. Wir sagen Dank an Frau Schlauß, Frau Schäfer und Frau Humbsch, dass sie sich in diesen Dienst gestellt haben.

I.

Wir bitten für unsere Gemeinde in Remagen. Kripp und Sinzig, dass ihr die ehrenamtliche Mitarbeit weiterhin am Herzen liegt und dass sie diese Mitarbeit nach Kräften fördert.

Wir bitten, dass unsere Gemeinde dadurch wächst und blüht und gedeiht, auch die Gemeindebücherei.

II.

Wir bitten für die Menschen in dieser Stadt, dass sie den ehrenamtlichen Dienst der Gemeinde gerne in Anspruch nehmen,
dass sie so in Kontakt mit der Gemeinde kommen und bleiben
und ihre Verbindung zu Glauben und Gemeinde vertieft und gestärkt und gefestigt werde.

III.

Auch bitten wir darum, dass viele dieser aufbauenden Dienste gemeinsam mit der katholischen Gemeinde getan werden können,
in gemeinsamer Verantwortung für die Menschen in dieser Stadt
und für ein gutes Miteinander, das auch die ausländischen Mitbürger integrieren kann.

I.

Wir bitten um eine gute Regierung für unser Land,  die sich einsetzt für mehr Gerechtigkeit, für die Erhaltung des Friedens, für die Bewahrung deiner guten Schöpfung, o Gott.
Lass dazu auch die Bundestagswahlen am 27. September dienen.
Wir bitten dich besonders für die Schwachen und Benachteiligten, daß sie dennoch zu ihrem Recht kommen und Hilfe und Unterstützung finden.

II.

Wir bitten für die Menschen, die aus fremden Ländern und Kulturen und mit anderen Religionen zu uns kommen, dass wir in Freundschaft, Respekt und Achtung miteinander in unsere Lande wohnen können.

III.

Wir bitten für unsere verstorbenen Gemeindeglieder und befehlen sie Deiner unermesslichen Gnade und Güte, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, unseren Herrn und Bruder.

Amen.

Pfarrer leitet über zum:

Vater Unser

Lied:

Gelobt sei Gott im höchsten Thron

EG  103, 1, 5, 6

Segen

Orgelnachspiel.

Weiter Informationen zu Gottesdiensten finden Sie unter www.evresi.de